I’m in Love…

… with Fedora.1

Wenn die Systempflege mehr kostet als nutzt, dann kannst Du das aussitzen oder eine Entscheidung treffen. Auch wenn diese gegen Deine Prinzipien verstößt.

Bei Microsoft Windows bleibt einem nichts anderes übrig, als auf Besserung zu warten und hoffen. Bei macOS stellt sich die Frage nach dem Aufwand nicht, er ist „eigentlich“ nicht vorhanden. Es läuft einfach. Und bei Linux stellt sich diese Frage nicht mehr, wenn Du die passende Distribution gefunden hast. Und zwar die, die optisch, von der Bedienung, sowie vom Umfang her zu Dir und Deiner Hardware passt.

Kosten – Nutzen Dysbalance bei Zorin

Als ich vor anderthalb Jahren von Windows zu Zorin OS wechselte, kam es mir gelegen, dass Zorin versucht den Umstieg von Windows auf Linux zu vereinfachen. Dafür wurde jede Menge Aufwand investiert und die Oberfläche, wie auch die Softwareausstattung entsprechend anzupassen.

Dafür akzeptierte ich einen etwas höheren Aufwand bei der Inbetriebnahme, für die Anpassung der Software an Wayland und die Perfektionierung der Unterstützung diverser Hardwarekomponenten. Hier verlor ich Pareto leicht aus den Augen 😉.

Dann lief das System ein Jahr perfekt. Leider häuften sich in letzter Zeit die Erkenntnisse, dass andere Distributionen viele der Probleme nicht mehr haben, die Zorin aufweist.

  • Wayland Fenster einieger Apps lassen sich nicht in der Größe ändern
  • Wayland – XWayland Blur, unscharfe Darstellung.
  • Apps, wie z.B. Spotify, hatten seltsame GTK Fensterrahmen
  • Wayland Apps brauchten rund 10-20% CPU, im Leerlauf
  • Der Ton war sehr leise und Pulseaudio hing immer wieder mal.
  • Fingerprintleser mit Aussetzern
  • Samsung Plattformtreiber in weiter Ferne, kommt mit Kernel 6.15
  • Alte Software im Repository
  • Ich traute mich nicht an die TPM 2.0 basierte Festplattenverschlüsselung wg. alter Softwarepakete.
  • usw.

Schlussfolgerung war… Es muss an der alten Software liegen, die bei Zorin zum Einsatz kommt. Das System ist grundsätzlich gesehen auf dem Stand eines Ubuntu aus April 2022, also drei Jahre alt. Es wurden zwar einige Dinge aktualisiert und dem Kernel ein paar neuere Treiber untergeschoben, im Grunde waren das jedoch nur die nötigsten Aktualisierungen. Ubuntu hat mittlerweile eine neue LTS Version (24.04) veröffentlicht. Das zeigt, das Zorin etwas der Zeit hinterher hängt. Ich fing auch an, daran zu zweifeln, dass das Team um Zorin die Aktualität langfristig gewährleisten kann.

Die Folgen für mich bedeuten, dass ich mehr Zeit ins System stecken muss, als in produktives Arbeiten mit dem System. Das passt nicht in meinen Tag. Ich liebe es am System rum zu pfriemeln und zu konfigurieren und es hübsch zu machen. Und diese Form der Prokrastination will ich abschalten 😉. Ein System, das geradezu danach schreit, passt da nicht rein.

Die Suche nach der Richtigen

Distrowatch.com ist eine gute Anlaufstelle, um herauszufinden, welche Distributionen es gibt und welche gerade populär ist und wie lange schon. Die Top 10 sind es wert, dass „normale“ User sich diese anschauen. Die meisten der Kandidaten sind hervorragende Distributionen, die eine gute Performance bieten. Darüber hinaus geht es um grundsätzliche Entscheidungen.

Kriterium 1: Rolling vs. Point-Release

Zorin, wie auch Ubuntu (LTS) sind Distributionen, die zu einem Stichtag ihren Stand „quasi“ einfrieren. Danach kann sich der Nutzer darauf verlassen, dass es keine unerwarteten Neuerungen oder große Änderungen mehr gibt. Er erhält ein sehr stabiles, aber ggf. etwas veraltetes System. Dieses Point-Release-Modell steht dem Rolling-Release-Modell gegenüber. Letzteres bringt in kleinen Schritten immer die aktuellsten Versionen an den Start. Dabei kann es vorkommen, dass die neuen Versionen noch nicht so stabil laufen und somit mehr Probleme auftreten.

Ich bin nicht der „Early-Adopter“. Ich bin eher in der zweiten Welle zu finden. Also passt ein LTS Linux nicht aber ein Rolling-Release-Linux, wie z.B. Arch auch nicht. Schon eher in Frage kommen Kandidaten, wie Endeavour, die ein leicht verzögertes Rolling-Release anbieten, also etwas mehr Stabilität versprechen.

Kriterium 2: Das Paketmanagement

Und dann wäre da der Paketmanager bzw. das Paketmanagement. Ich bin mit SuSE groß geworden und kannte RPM, YaST, etc. und wie mit diesen umzugehen ist. Durch Debian und später Ubuntu lernte ich APT schätzen und zu nutzen. Arch-basierte Distributionen nutzen eine andere Paketverwaltung. Aus Produktivitätsgründen will ich mich nicht in hohem Umfang in ein neues Paketmanagement einarbeiten..

Hier war klar, dass es eine Distribution sein muss, die entweder auf der *.deb Schiene und APT unterwegs ist oder mit RPMs arbeitet. Wobei sich das seit 1997 schon ein wenig verändert hat. Aber diese beiden Formate finden sich auch sehr häufig als Download für Software, die nicht über das Paketmanagement der Distribution angeboten wird.

Kriterium 3: To Big to disappear

Gerade letztens wurde eine Distribution abgekündigt, die nur von einer Person verwaltet wurde. Auch wenn es Menschen gibt, die helfen, stirbt eine Distribution, wenn es niemanden mehr gibt, der die Verantwortung übernimmt.

Es soll eine Distribution mit einer großen Gemeinschaft sein. Idealerweise wird diese von Firmen unterstützt, die mit der Distribution ihr Geschäftsmodell stützen oder damit Geld verdienen.

Die Maße waren klar

Es sollte eine Distribution sein, die ein verzögertes Rolling-Release bietet und auf *.rpm bzw. *.deb und ein entsprechendes Paketmanagement setzt. Am Ende blieben Open SuSe (Tumbleweed / Leap), Fedora, MX-Linux und Ubuntu übrig.

Ubuntu schloss ich aus, weil sie sich nicht entscheiden können. Snap, Flatpak, APT… ja was denn nun? Zu viele Software Paketmanagement Ansätze. MX-Linux schaute ich mir an. Es ist weniger aktuell, als Fedora oder SuSE. Es hätte grafisch stark aufgehübscht werden müssen. Da ich Gnome liebe, hätte ich Arbeit in die Installation von Gnome stecken müssen. Und ich hätte mich mit der AHS (Advanced Hardware Support) Variante auseinandersetzen müssen, um aktuelle Hardware unterstützt zu bekommen mit einem 6.14 er Kernel.

Am Ende entschied es sich zwischen SuSE und Fedora. Und weil SuSE’s Live System nicht starten wollte, war Fedora der Gewinner. So einfach kann es sein.

Fedora 42

Schon der Start und die Nutzung des Live Systems zeigte, dass mein Samsung Galaxy Book 2 Pro 360 fast vollständig unterstützt wird. Nur einige spezielle Funktionstasten, die Helligkeitseinstellung der Tastaturbeleuchtung und der Silent-Mode funktionieren nicht. Nach einigem herumspielen und diversen Tests sowie Prüfung, ob all meine verwendete Software verfügbar ist, war klar, dass ich nur auf den Messenger Signal verzichten muss, da dieser nur als Debian Paket offiziell verfügbar ist. Hier kann ein Umweg über das Matrix Netz genommen und mit einem Signal Bridge Bot gearbeitet werden.

Es ist kein rolling release Kandidat, aber einer mit extrem kurzen point releases und somit recht aktuell aber dennoch einigermaßen stabil… hoffe ich.

Samsung Plattform Treiber

Das Beste ist, dass der Samsung Platform-Treiber von Joshua Grisham in den Kerrnel 6.15 aufgenommen wurde. Somit bekomme ich automatisch die maximale Unterstützung meiner Hardware innerhalb der nächsten 12 Monate. Fedora hat einen Release-Zyklus von 6 Monaten und unterstützen jede Version ca. 13 Monate. Dadurch ist ein Überspringen einer Version möglich. Wenn ich das richtig gelesen habe, dann kommt mit Fedora 43 der Kernel 6.15 zum Einsatz und somit der Samsung Treiber noch in 2025 auf mein Notebook. Das ist einfach toll.

Installation

Die Installation war ein Kinderspiel und in 15 Minuten erledigt. Durch BTRFS und die Aufteilung in zwei Volumes (/ und /home) ist die Grundlage gelegt, um System und Benutzerdateien getrennt voneinander zu sichern und für die Systemdaten die Snapshotfunktion von BTRFS zu nutzen, um z.B. vor Updates einen Snapshot zu erstellen, der wiederhergestellt werden kann, wenn es Probleme gibt.

Ich habe die komplette Platte zur Verfügung gestellt und mich von allem entledigt, was in irgendeiner Weise mit der Samsung- / Windows-Welt zu tun hat. Das machte es einfach, da keine Partitionierung vorgenommen / angepasst werden musste.

Konfiguration

Es war nicht viel zu konfigurieren. Einmal durch die Gnome Einstellungen, von oben nach unten und ein paar spezifische Shortcuts gesetzt, sowie einige wenige Gnome Extensions installiert. Insgesamt eine halbe Stunde und das System war, für meine Begriffe, hübsch und einsatzbereit.

Software installieren

Alle Apps aus meiner Softwareliste ließen sich einwandfrei installieren. Entweder über dnf, den Paketmanager von Fedora, oder per Flatpak aus der Fedora Softwareanwendung. Und, weil alles neuer ist, gibt es keine Probleme mehr mit hässlich unscharfen Anwendungen, wie z.B. Spotify, wie unter Zorin.

Einzig Signal ist nur als *.deb bzw. über ein Debian Repository verfügbar. Das habe ich mir gespart und stattdessen den Matrix Client Element installiert. Der bekommt über einen Signal Bridge Bot die Nachrichten und ich kann sie beantworten.

Produktiv sein

Nach zwei Stunden Aufwand war ich mir Fedora produktiv und konnte arbeiten, wie mit Zorin, nur noch viel besser, schneller, hübscher und noch produktiver 😉.

Youtube ist für die Post-Installation ein wahrer Jungbrunnen an Tipps, was nach der Installation alles gemacht werden sollte. Das hat sehr geholfen, vor allem bei der Aktivierung der Unterstützung für heif / heic Bildformate und H264 / H.265 Videoformaten.

Fazit

Der Wechsel war gut und richtig, da ich weniger Zeit in die Anwendungskonfiguration stecken muss und meine Hardware besser unterstützt wird. Insgesamt denke ich, dass für aktuelle Hardware und Menschen, die einigermaßen aktuell bleiben wollen, eine rolling release Distribution die richtige Wahl ist. Zumindest eine mit sehr kurzen point-release Intervallen, wie z.B. Fedora.

  1. Diese Seite ist nicht mit dem Fedora Projekt verbunden und wird auch nicht vom Fedora Projekt unterstützt / This site is not affiliated with or endorsed by the Fedora Project“ ↩︎

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