
Die letzten Wochen war es hier ruhig. mein Ziel, mindestens einen Beitrag pro Monat zu schreiben, hätte ich fast nicht erreicht. Das wäre OK gewesen. Es gab andere Dinge, die im Fokus standen. Projektabschlüsse auf der Arbeit, die meinen Lebensunterhalt finanziert. Termine und Zeit mit der Familie. Meine Fitness und Gesundheit. Mein Cellounterricht. Und hinter dem stand meine Leidenschaft (Computer, Linux und dieses Blog) zurück. Denn mir war klar, dass ich nicht alles erledigen kann und nur dann die wichtigen Dinge erledigt bekomme, wenn ich mich fokussiere.
Makro-Fokus
An erster Stelle steht meine Gesundheit und Fitness. Ohne das, kann ich alles andere nicht oder nur schlecht machen. Damit ich die wichtigen Projekte auf der Arbeit fertigstellen konnte brauchte ich Überstunden. Damit Fitness und Gesundheit nicht zu kurz kommen, strich ich andere Dinge. Keine Computer-Experimente, kein Blogartikel schreiben, weniger Streaming, kein Social-Media. Somit blieb dann noch Zeit für die Familie und meinen Cello-Unterricht. Ohne diese Fokussierung und Priorisierung hätte ich die letzten Wochen nicht überstehen können und die Projekte wären wahrscheinlich nicht so gut ausgegangen.
Für mich ist das der Makro-Fokus. Der Fokus auf mein Leben und dessen Bereiche. Vor allem dem Bereich, der gerade im Vordergrund steht und den Fokus benötigt.
Den Engpass identifizieren
Heute ist es ziemlich schwer, in all den Möglichkeiten, Varianten, der Vielfalt und den Optionen einen klaren und fokussierten Blick zu behalten. Mir hilft dabei die „Theory of Constraints„, die Eliyahu Goldratt begründet hat. Dabei geht es darum, dass in einem System genau ein Engpass besteht, der bestimmt, wieviel durch dieses System maximal pro Zeiteinheit verarbeitet werden kann. In fünf Schritten wird dabei vorgegangen.
- Engpass identifizieren
- Den Engpass maximal nutzen
- Alles dem Engpass unterordnen
- Den Engpass erweitern, nur wenn 2. und 3. nicht ausreichen.
- Erneut nach dem Engpass suchen und diesen identifizieren… starte bei Schritt 1.
Für mich persönlich hieß das in den letzten Wochen festzustellen, dass meine Zeit begrenzt und somit der Engpass ist. Wie so häufig 😉. Den Engpass maximal nutzen heißt, alles unproduktive nicht mehr zu tun. In einer Fertigung würde eine Engpassmaschine nur noch für Wartung und Instandhaltung stillstehen. So lange Aufträge vorhanden sind, würde sie laufen. Es gäbe versetzte Pausen beim Personal, Schichtpläne ohne Schichtunterbrechung durch Übergabe, etc. Alles würde dem Engpass zuarbeiten und diesen unterstützen, da er den Output der Fertigungslinie oder gar der ganzen Fabrik bestimmt.
Bei mir hieß das, alles was keinen Wert schafft nicht mehr zu tun, bzw. maximal einzuschränken. Kein Netflix, kein Social-Media, keine Computer-Bastelei, keine Software-Experimente, etc. Die Zeit wurde aufgeteilt auf Gesundheit und Sport, Arbeit und Familie. Auf die wichtigsten Prioritäten.
Somit kam ich sehr gut durch diese Wochen, blieb gesund, konnte mich fit halten, hatte Zeit für die Familie und schloss meine Projekte erfolgreich ab.
Fokus im Kleinen
Nicht nur im Großen braucht es Fokus, auch im Kleinen verlieren wir Menschen uns immer wieder in den manigfaltigen Optionen, die uns unsere Welt aktuell bietet. Immer schneller kommen neue Dinge auf den Markt. Neue Erkenntnisse. Neue Empfehlungen. Neue Lebensweisheiten. Vielen, mich eingeschlossen, fällt es schwerer sich zu entscheiden. Wir springen von einem zum nächsten und weiter zum übernächsten. Je nachdem welcher Youtube-Star gerade welchen Hype prägt.
Das macht, meiner Meinung nach, unglücklich. Mich hat es unzufrieden und unglücklich gemacht. Also sehe ich mir zwar Neuigkeiten und neue Errungenschaften oder Erkenntnisse an. Nehme diese zur Kenntnis, springe aber nicht gleich auf diesen Zug auf. Ich gehe gedanklich durch die 5 Schritte der Engpass-Theorie. Wenn es eine neue supertolle Notiz-App gibt, dann frage ich mich, ob das aktuell mein Engpass ist…? Nein, dann schreibe ich mir die App mit einem Link zur Webseite in meine Liste „Apps2watch“ und kann darauf zurückgreifen, wenn ich einen Engpass bei meiner Notiz-App hätte.
So kann ich fokussiert bei meinen Themen bleiben, meine Notiz-App besser kennenlernen, mehr Übung bekommen und besser mit dieser arbeiten. So wird diese wahrscheinlich nie zum Engpass werden, es sei denn ihre Entwicklung wird eingestellt oder die Funktionen werden nicht mehr weiterentwickelt, so dass die technologische Lücke zum „Standard“ zu groß wird. Was ist der „Standard“…? Das definiert jeder für sich selbst 😉. Allerdings halte ich es hier, wie die Lean Production und setze nur auf „ausgereifte“ und „bewährte“ Technologie. Ich bin mit meinem Produktivsystem am Puls der Zeit, aber nie ganz vorne dabei. So bleibe ich ungefähr 6 Monate hinter den Releasezyklen von Fedora zurück, um nicht von den Anfangs-Bugs erwischt zu werden.
Fokus durch Prinzipien
In den vorangegangen Abschnitten wurde deutlich, dass sich mein Fokus aus altbewährten Theorien, Prinzipien und Methoden speist. Ich nutze GTD (Getting Things Done), die TOC (Theory of Constraints) und Lean, als meine Basis. Aus diesen drei Bereichen ziehe ich meine Fokussierung und richte mein Verhalten entsprechend aus. Das gelingt nicht immer, hilft aber immer wieder in die richtige Spur zurückzufinden. Ich habe im Artikel „Prinzipien über Methoden“ schon etwas darüber geschrieben.
Fokus der Superskill Nr. 3
Wer sich fokussieren kann, bekommt Dinge schneller erledigt. Dadurch kommt er schneller voran. Die Unsicherheit und Wankelmütigkeit wird weniger. Optionen werden eingeschränkt. Entscheidungen können besser und schneller getroffen werden. Obwohl der Superskill Nr. 1 die Adaptabilität – Anpassungsfähigkeit ist und Sprache der Superskill Nr. 2, braucht es den Fokus, um in der Vielfalt die richtige Richtung einzuschlagen und sich nicht ständig sondern in den wichtigen Momenten und in der richtigen Richtung anzupassen.
